Jörg Krenke

Die Sprache der Formen

Titel und Cover für das Buch: „Die Sprache der Formen“, in Vorbereitung, voraussichtlicher Umfang ca. 150 Seiten mit 80 Abbildungen,               Erscheinungsjahr 2024.

Formen senden Informationen. Menschen reagieren. Sie wissen nicht warum, aber sie antworten mit Handlungen. Man kann mit Formen das Verhalten der Menschen beeinflussen. Man kann mit Formen das Gefühlsleben der Stadtbewohner für Bauten und Orte gewinnen. Wenn die Kernaussage, das Bildthema stimmt, reagieren alle, auch die Pokémongeneration auf Architekturbotschaften.

Niemand kann Formen zusammensetzen, ohne gleichzeitig neue Informationen zu erzeugen. Auch Sprachzeichen der Formen geben kognitiv, nach dem Prinzip Wahrnehmen, Denken, Erkennen den Menschen, die in der Natur ausgebildet wurden und den Menschen, die durch technische Räume zivilisiert wurden unbewusst, über ihren Formeninstinkt Botschaften zu Sachverhalten aktuell erlebter Körper und Räume.

„Wir sparen unsere Kraft für Neues, eventuell Gefahrvolles auf“, sagt der Biologe und Hirnforscher Prof. Gerhard Roth. „So scannen wir, wie mit einem Radarsystem als Erbe unserer Entwicklungsgeschichte die Umwelt, denn schnelles, unbewusstes Registrieren und Reagieren war in grauer Vorzeit überlebenswichtig.

–      Hirsch oder Wolf?
–      Freund oder Feind? 
–      Chance oder Gefahr?“ 

Mit unserem Unterbewusstsein scannen wir jeden Raum und jeden Körper auf „Gefahr!“ oder „Chance“. Die Sprache der Architekturformen wirkt auf unseren Formeninstinkt. Wir werden mehr durch das Unterbewusstsein gesteuert, als uns bewusst ist. Deshalb ist die Sprache der Architekturformen wichtig für das Erlebnis der Menschen in den Straßen der Stadt.

Unabhängig von allem, was wir genau wissen, im Stadtraum müssen die, für das Unbewusste verständlichen Zeichen für Sicherheit und Glück sichtbar und mit der Realität vereinbar sein. Auch wenn wir es ausblenden, wir sind empfindlich gegen große Informationslücken und widersprüchliche Signale. Wenn die Informationsketten zu lange unterbrochen werden, wenn Zeichen für Sicherheit zum größten Teil oder ganz fehlen entwickeln wir spürbar ungute Gefühle.

Unser Unterbewusstsein ist für eine ständige Aufnahme von Nachrichten eingerichtet. Es benötigt Zeichen der Sicherheit in tatsächlich ausreichender Menge und Qualität oder sendet Warnungen. Rohe Wände, brutale Formen und öde, unsägliche Baumassen entwickeln Unbehagen und unterschwellige Unsicher­heit. Dieses ständige Dringen auf Informationsaustausch hat sich im Laufe der Evolu­tion entwickelt und bedarf einer bestimmten Datenmenge in jedem Augenblick, um ein Gefühl von Sicherheit und Vertrauen zu gewinnen und aufrecht zu erhalten. Wer für seine Bauwerke von den Menschen geliebt werden will, sagt ihnen mit den Spra­chen der Formen etwas Erfreuliches, suggeriert eine Botschaft mit zuversichtlicher Substanz. Industrielle Ästhetik allein ist noch kein Inhalt. Ihr fehlen die zielführenden Kerngedanken. Das Thema muss mit klugen Argumenten fundiert und vertieft werden, im Text der Wortsprachen wie in den Formbotschaften der Formensprachen.

Sprache ist die Grundlage für intelligentes Handeln. Ohne Sprache wären unsere Mittel sehr eingeschränkt.

Die Formensprache der Architektur ist die Basis aller Baukunst. Ohne themengebundene Zeichenkommunikation keine intelligenten Architekturformen – ohne intelligente Architekturformen keine Baukunst.

Farben-Formen-Sprachen sind auf besondere Art miteinander verbunden, unterscheiden sich aber in ihren Wirkungen.
        Die Sprache der Formen ist das regierende,
        die Sprache der Farben das regierte Zeichensystem.

So lange menschliches Bauen nachweisbar ist, von den Hütten bis zu den großen Zentren der Baukulturen, überall inder Welt stimmen die Funktionen der Formen mit den Funktionen der Konstruktionen überein. Immobile Konstruktionen haben immer immobile Formen. 

Erst seit der Moderne stehen die Funktionen der Formen zu den Funktionen der Konstruktionen im Widerspruch.
In der modernen Architektur haben immobile Konstruktionen ambivalente Formen.

Ambivalente Formen der Bautechnik

 


Foto: Jörg Krenke

Lange, glatte Formen gleiten. Ein ortsfester Bau in der Nähe von Schönefeld bei Berlin signalisiert Reisefähigkeit: „… kann gleiten!“ Das Gebäude steht seit Jahren an seinem Ort und rührt sich nicht von der Stelle, natürlich nicht. Es hat ein festes Fundament.

Welchen Sinn haben mobile Formen an einem Baukörper, der mit Bewegungsgewalt droht, aber seine Prahlerei niemals realisieren kann?

Mobile Formen der Fahrzeugtechnik

 


Foto: Jörg Krenke

Der ICE ist eine mobile Konstruktion der Technik mit langen, glatten Formen. Er kann gleiten, er kann reisen. Fahrzeugingenieure gestalten ihre mobilen Konstruktionen mit funktionsfähigen Formen, nicht mit Nonsens. Kein Flugzeugkonstrukteur würde ein Flugzeug mit den Formen von Schloß Sanssouci, kein Schiffbauer einen Ozeanriesen mit den Formen des Kölner Doms entwerfen.

Warum bauen Architekten an der Hafenkante des Hamburger Hafens Bürogebäude mit Schiffsformen?
Folgt hier die Form der Funktion oder eigenem Gutdünken?

Häuser sehen aus wie Häuser,
Flugzeuge sehen aus wie Flugzeuge,
Autos sehen aus wie Autos,
Schiffe sehen aus wie Schiffe.

Wenn aber Häuser aussehen wie Schiffe, dann stimmen die Funktionen der Formen mit den Funktionen der Konstruktionen nicht überein, denn Schiffe und Häuser haben unterschiedliche Funktionen und erfordern deshalb verschiedenartige Formen.

In anderen Zeiten werden junge Menschen sich ihrer natürlichen Fähigkeiten bewusst, die Funktionen der Formen lesen und verstehen und über die „futuristischen“, „hypermodernen“, inhaltlich unsinnigen Bauformen staunen. Krumme, schiefe, verdrehte, verbogene, geknickte Hotel-, Verwaltungs- und Wohnmaschinen müssen heute nicht mehr sein. Mit „Chaos, Willkür und Unordnung“ allein sind Widersprüche zwischen den Funktionen der Formen und den Funktionen der Konstruktionen auch in Zukunft nicht auszuräumen.

Baukunst ist eine Einheit aus Konstruktion, Ästhetik und Formensprache.

In dem Buch „Die Sprache der Formen“ werden die Grundlagen der Formensprachen vorgestellt. Architekten, die mit diesen Mitteln und Methoden arbeiten, beherrschen in sehr kurzer Zeit 3 Formensprachen:

  • die Sprache der Naturformen,
  • die Sprache der Architekturformen und
  • die Sprache der Technikformen.

Die 3 Formensprachen bilden ein System, das sich bei der Nutzung vollständiger, logischer und kontrollierbarer Grundordnungen von selbst ergibt. Erforderlich sind Kenntnisse der Zeichenordnungen, der Regeln des Zeichengebrauchs und erster, aber bereits ausreichende „Formvokabeln“ für Sprachhandlungen der Formensprachen. Der notwendige Wortschatz der Formensprachen und alle anderen Fähigkeiten sind im Unterbewusstsein des Menschen verankert und funktionieren als natürliches „Navigationssystem“. Werden die Grundlagen verstanden eröffnen sich Forschungsthemen quasi ohne Ende. Man muss nur zulassen, was die Natur jedem von uns gegeben hat, vom eigenen Formeninstinkt Kenntnis nehmen und diesen aktiv zu nutzen lernen.

Die Grundformen der Architektur werden von der Architekturwissenschaft nicht erforscht, obwohl sie mit dem ahistorischen Wesen der Architektur identisch sind. Sie lassen sich in allen Baukulturen nachweisen, von den Hütten bis zu den Palästen, Moscheen, Kathedralen und Tempeln der Welt. Wir können die Baukunst Chinas, Indiens, Russlands, Ägyptens, die Kunst der Azteken und Maya sehr gut von der Baukunst Europas unterscheiden. Jede dieser bekannten Baukulturen beruht auf mindestens einer der 6 Grundformen der Architektur. Diese 6 Grundformen sind das verbindende Kriterium aller Baukulturen der Welt. Es gibt nur ein Gesetz für alle.

Eine anwendungsbereite Architekturtheorie für eine neue Baukunst steht zur Verfügung, für Menschen, die der Formensprachen mächtig sind, und soweit die Mittel und Methoden unmittelbar den Gestaltungsprozess am Arbeitsplatz des Architekten betreffen. Die alte Bauhausforderung „Kunst und Technik – eine neue Einheit“ könnte jetzt realisiert werden.

Die Sprachen der Formen werden an Hochschulen nicht gelehrt. Sprachenlehre ist Aufgabe allgemeinbildender Schulen. Ein Grundwissen im Bereich der Formensprachen, das an ererbte Fähigkeiten anknüpft, kann auch an allgemeinbildenden Schulen nicht erworben werden. Da das Versäumnis der allgemeinbildenden Schulen im Grundlagenstudium nicht nachgeholt wird und ein Naturstudium, das diesen Namen verdient, in der Regel nicht üblich ist, bleiben viele Architekten bis zum Ende ihrer beruflichen Laufbahn Analphabeten in der Sprache ihrer eigenen Kunst.

Sie halten die Funktionsformen der Architektursprache der Baukulturen der Welt für Schwulst, Schnickschnack, Ornamente, Arabesken und überflüssige „Staubfänger“.

Dahingegen wundert man sich, warum der geplante Platz im Grunde eine unbebaute Lücke zwischen den Häusern bleibt und einfach nicht die erwünschte Platzwirkung erreicht, ganz gleich wie man die Gipsklötzchen auf dem Bebauungsplan hin und her schiebt. Der geplante Platz bleibt ein unbebautes Stück Baugrund im Stadtbild und eine „zugige Kanalkreuzung“, aus der der Raum entweicht wie der Sand zwischen den Fingern, wo doch die alten Plätze Würde und Ruhe ausstrahlen und den Menschen den Eindruck von Geborgenheit geben.

Ganz einfach: Den Menschen wird mit der Sprache der besonderen Formen
und den Regeln des Zeichengebrauchs gesagt, dass sie hier sicher und glücklich leben können. Die Menschen haben deshalb ein gutes Gefühl, sie wissen nicht, warum, aber sie freuen sich und sagen: „Hier ist es schön!“

Wer Formen in das Stadtbild stellt, sollte wissen, was sie bedeuten.

Niemand kann Formen zusammensetzen, ohne simultan optische Signale zu erzeugen. Wer Formen zusammensetzt, sollte wissen, dass er nicht nur neue Konstruktionen, sondern gleichzeitig und unvermeidbar auch neue Informationen erzeugt, sollte kontrollieren können, ob er mit seinen Formen neue, sinnvolle Nachrichten verbreitet oder längst bekannte oder sogar peinliche Botschaften baut, die im eigenen Interesse besser schnellstens aus dem Stadtbild verschwinden sollten. Kein Architekt würde in seinen schriftlichen Äußerungen freiwillig etwas Abträgliches über sich oder seine Arbeit äußern, denn seine Schriftsprache hat er gelernt, sie beherrscht er. Wüssten Architekten, was sie mit ihren Formen sagen, sie würden ihre Botschaften aber schnell ändern. Die Krux ist: Menschen auf den Straßen fühlen mit ihrem Formeninstinkt und reagieren zu oft enttäuscht, beunruhigt, mit Überdruss. Es ist unnötig, dass die mit großem Engagement konzipierten Bauwerke durch unkluge Formen die Menschen vor Gefahren warnen, die nicht existieren. Gefahrensignale wirken auf uns bei jedem neuen Blick, immer wieder, obwohl wir genau wissen, dass diese Warnungen falsch sind. Die Formensprachen der Architektur haben Wirkungen, die beherrscht werden könnten. Im Gegensatz zu den Wortsprachen sind Formensprachen kinderleicht zu erlernen. Persönliche Fähigkeiten müssen nicht einstudiert werden. Man hat sie. Wenn Kinder in den allgemeinbildenden Schulen erst die Funktionen der Formen lernen und verstehen, werden sie schnell begreifen, dass sie die Funktionen der Formen beherrschen, wie das Fahrradfahren. Man muss nur wissen, dass man das kann. Dann lesen Schüler die Architekturzeichen in den Straßen der Altstadt von Potsdam oder die Bauformen der Architekten Antoni Gaudí und Jean Nouvel (Museum Abu Dhabi) wie Seiten eines guten Buches, denn Zeichen sind bildhaft verständlich, sehr anschaulich und einfach. Die gesamte Baukunst wird plötzlich auf ganz neue Art erlebbar. Diese Kinder kann dann niemand mehr mit einem verfehlten Formenthema oder gar Formennonsens täuschen, wie sie in den Texten ihrer Muttersprache sehr bald schon grammatische Fehler und inhaltlichen Unsinn erkennen. Wer eine komplizierte Schriftsprache beherrscht, kann auch Formensprachen erlernen – vor allem da Formensprachen im Verhältnis zu Schriftsprachen zunächst sehr viel einfacher zu verstehen und alle Vokabeln und Regeln, die für das praktische Gestalten mit Formen benötigt werden, in unserem Unterbewusstsein längst vorinstalliert sind. Im Formeninstinkt ist das Wissen der Überlebenden gespeichert.

Wenn von der Architekturwissenschaft

  • die „Kodes“,
  • die „besonderen Zeichen“ und
  • die „Regeln des Zeichengebrauchs“
  • in „historischer Perspektive“ und
  • „in aktueller Sicht“ bestimmt wurden,

dann können

  • diese besonderen Zeichen nach Funktionen geordnet,
  • die Interaktionen zwischen den Funktionen der Formen und den Funktionen der Konstruktionen analysiert und beschrieben werden,
  • Studenten mit diesen besonderen Zeichen und den Regeln des Zeichengebrauchs ausgebildet werden und die Kodes verstehen,
  • dann steht der notwendige Lehrstoff für die Sprachen der Formen den allgemeinbildenden Schulen, dem Grundlagenstudium an den Hochschulen für Architektur und den Architekten am Arbeitsplatz als anwendungsbereites Wissen sofort zur Verfügung,
  • dann hat dieses Wissen für das Erscheinungsbild der aktuellen Architektur sofort deutliche Konsequenzen.

Wenn das nicht so ist,
warum geschieht nichts?

Müssen gut ausgebildete Architekten erst ein zusätzliches wissenschaftliches Studium absolvieren, um in die Geheimnisse der Formensprachen eingeweiht zu werden?

Bauern, Jäger, Fischer, Soldaten, Mönche, Hirten, Analphabeten, Handwerker und Baumeister, die einen so großen Anteil an der Baukunst dieser Welt haben, kannten nachweislich diese besonderen Zeichen und die Regeln des Zeichengebrauchs. Die angesehenen Handwerker schufen mit diesen Zeichen und Regeln in Jahrtausenden überall auf der ganzen Welt weiträumige Baukulturen, z. B. die Kathedralen der Gotik, und können Ähnliches in den heute noch lebenden Baukulturen immer noch.

Woher hatten und haben diese Menschen ihr Wissen?
Wie konnten sie ohne eine gute Ausbildung so komplizierte Gestaltungsprozesse bewältigen? Wer waren ihre Lehrer?
Baukunst existiert!

Gute Literatur und Baukunst entstehen nicht durch Chaos, Willkür und Unordnung, nicht durch Zufall und nicht durch Nonsensformen. Auch Baukunst entsteht nur durch Regeln und ein ganz klein wenig Chaos für Eingeweihte, das quasi wie ein Gewürz im Menü funktioniert. Wer die Sprache der Naturformen in einer Umwelt der Innenräume verlernt hat und kein Naturstudium treibt, schaut auf die eigentlich selbsterklärenden Naturzeichen wie auf Tafeln mit Keilschrift, die andere Menschen tatsächlich lesen können. Das ist die Krux an der Sache: Die Menschen auf den Straßen in der Stadt lesen die Formen an den Gebäuden unbewusst mit ihrem Formeninstinkt und freuen sich oder sind verunsichert, bedrückt oder ohne Medikamente anfallartig übel gelaunt.

Sprache ist der Schlüssel für intelligentes Handeln. Erforderlich sind Gespräche und Gesprächsinhalte. Die Sprache der Formen ist eine Sprache wie jede andere auch. Ohne die Formensprache der Architektur sind unsere Möglichkeiten in der Architektur sehr eingeschränkt. Wir erkennen nicht, wann Inhalte sinnvoll und wann Inhalte unklug sind. Das Formengespräch im städtebaulichen Raum und die verbale Kommunikation unterliegen sehr ähnlichen Gesetzen und Bedingungen. Eine intelligente Architekturform setzt intelligente Vorinformation, einen stets neuen Input an Sprachinhalten, voraus. Die Frage ist: Wer macht die Grundlagenforschung für Formenthemen, Formenargumente, wer soll die Vorarbeiten für neue Sprachinhalte leisten? Bürostubenkunst erschöpft sich schnell und gründlich. Neue Impulse müssen irgendwo herkommen. Was nicht ernährt wird, stirbt. Bei dem Grad der Arbeitsauslastung, die im Berufsbild der Architekten unvermeidbar ist – wer hat die Zeit, neue, relevante Formideen zu erarbeiten? Wissenschaftler in den Bibliotheken der Stadt, ohne persönliche Beziehung zur Baukunst? Die Künstler mit ihrem Bilderwissen aus den Bibliotheken der Natur, die mit Architekten befreundet sind?

Formengesetzmäßigkeiten, Formthemen, Formenvokabeln, Formenargumente, die Formensyntax, der Bau der Formensprachen, Regeln des Zeichengebrauchs und Wirkungen werden im Buch: „Die Sprache der Formen“ mit Bildern erläutert und bewiesen. Die Theorie der „Formengrammatik“ wird praxistauglich, in Schautafeln, immer wieder mit einem Blick überschaubar dargestellt und nachgewiesen. Keine langatmige Theorie stört den Prozess der laufenden Entwurfsarbeiten.

Menschen haben Angst. Die Evolution duldet auf Dauer keine Arten, die ihre Sicherheit vernachlässigen. Deshalb suchen Menschen nach Zeichen für Sicherheit und Glück. Primitive Roboter reagieren ohne Angst, ganz so wie sie programmiert sind. Für sie sind Zeichen überflüssig. So kann man sich moderne Städte vorstellen. Alle Menschlichkeit ist aus den Bauformen verloren gegangen. Von Robotern ausgebildete Roboter bauen für Roboter einförmige Kisten und Fassaden mit Loch- und Streifentapeten. Die Evolution wechselt zur künstlichen Intelligenz.

Baukunst ist Formensprache der Architektur und für das Wohlbefinden der Menschen erfunden. Ist es schon zu spät? KI wird wahrscheinlich mit dem Menschen zusammenwachsen. Aber noch gibt es uns mit unserer natürlichen Vergangenheit und unseren sensiblen Empfindungsvermögen. Schon ganz kleine Formsignale mit den richtigen Bedeutungen könnten unser Wohlsein in öden Massenquartieren  wieder wachrufen. Haben menschliche Bedürfnisse, hat eine neue Baukunst noch eine Zukunft? Wenn ja, dann sind kleine Schritte gefragt, die den Bauformen mit (etwa 5-10 Prozent) Zeichen für Humanität und Menschenwürde einen klugen Sinn geben. Formensprachen, die sinnvolle Informationen übermitteln, wandeln Technikwüsten in Lebensräume, in Umgebungen mit Menschenautorität. Ziel des Buches ist das Angebot neuer Mittel und Methoden für eine neue, individuelle Baukunst, die alle persönlichen Begabungen der Architekten unserer Zeit auf neue Art zur Entfaltung bringt. Antoni Gaudí baute mit den Grundformen der Architektur und persönlichen Zeitformen. Schon geringe Anleihen bei derartigen Methoden sind, für Architekten und Bauingenieure, die ihre Formensprachen beherrschen,  wirkungsvoll.

Eine neue Baukunst, jetzt!